Alles neu macht der Mai?

Ein Wort in der Krise.

Liebe Geschwister in der Apostel-Johannes-Gemeinde, liebe Leserinnen und Leser!

In diesen Tagen freuen wir uns über zurückgehende Inzidenz-Zahlen. Die „dritte Welle“ der Epidemie ist zwar noch nicht vorüber, aber sie scheint sich jetzt nicht mehr zu steigern. Noch sind viel Kraft und Geduld notwendig, um die Entwicklung in diese Richtung weiter zu befördern. Aber auch die Impfungen kommen nun endlich voran.

So hoffen wir, dass uns bald wieder Dinge möglich werden, auf die wir nun seit einem Jahr verzichtet haben. Auch in unserem Gemeindeleben.

Die Krise, durch die wir immer noch gehen, ist ja nicht nur eine Gesundheitskrise oder eine Krise unseres „Gesundheitssystems“. Wir haben sie auch als soziale und gesellschaftliche Krise erlebt. Soziale Unterschiede traten durch die Krise deutlicher hervor. Unsere Gesellschaft erlebte Zerreißproben und erlebt sie noch. Und ebenso wurde unser Leben als Gemeinden und unser persönliches Glaubensleben angefragt. Wie leben wir unseren Glauben, wie leben wir Gemeinde inmitten der Pandemie?

Ich bin dankbar für alle, die sich in dieser Zeit engagiert haben, damit unsere Gemeinde weiterhin für die Menschen vor Ort da sein konnte.

Doch wie sieht es mit unserer eigenen „Seele“ aus? Wir sind über lange Zeit durch mancherlei Belastungen und Unsicherheiten gegangen. Wir haben jetzt sehr lange das Miteinander in der Gemeinde vermisst. Aber wie haben wir das Miteinander und das Gespräch mit Gott pflegen können? Gott ist nur ein Gebet weit entfernt. Zum Gebet brauchen wir keinen Kirchraum. Die Bibel können wir heutzutage alle zuhause lesen und bedenken. Das Losungsheftchen gibt uns ein kurzes Wort für jeden Tag mit auf den Weg. Hauspostillen und Gebetsanregungen finden sich auf unserer Internetseite und an vielen anderen Stellen im Internet.

Am heutigen Sonntag Kantate (hier findet sich ein Gottesdienst mit einem Impuls dazu) werden wir in besonderer Weise eingeladen, das Lob Gottes anzustimmen. Unserer Vorfahren haben in ihren Wohnungen und Häusern viel mehr gesungen als wir heute. Warum tun wir uns so schwer mit dem Singen zum Lobe Gottes – wo es doch (abgesehen vom ersten Zweck, Gott zu loben) allgemein erwiesen ist, dass uns Singen guttut – und es auch ein schönes Zeugnis unseres Glaubens sein könnte? Petrus und Silas haben sogar im Gefängnis das Lob Gottes angestimmt (Apg. 16,25)!

Ich wünschte mir, dass wir jetzt in unseren Häusern all das verstärkt pflegen, was wir in Gemeinschaft zur Zeit immer noch nur so eingeschränkt tun können. Ich möchte einladen, all die genannten Möglichkeiten wirklich zu nutzen, um unsere Wohnungen noch einmal bewusst zu einem Raum für Jesus werden zu lassen. Wo er wohnt und Herr des Hauses ist. Wo wir Christi Wort hören und ihm unser Lob anstimmen.

Dann würde in diesem Mai manches nochmal neu werden können. Und wir könnten auf diese Weise weiter verbunden bleiben. Zum Beispiel auch, wenn wir täglich um 18 Uhr beim Glockengeläut zum Gebet die Hände falten und eine Kerze anzünden – nicht nur für die Opfer der Epidemie, sondern für diese ganze Welt in der Krise; eine Kerze, die an Christus erinnert, das Licht der Welt in aller Dunkelheit.

Einen gesegneten „Wonnemonat“ wünscht Euch und Ihnen allen

Pfarrer Ralf-Ulrich Kowalke